Über Tischtennis-Weltmeisterschaften und mitreißende Lieder

08.Juni 2022
  • Clowns im Einsatz

Es ist 10 Uhr an einem sonnigen Dienstagmorgen. Vor dem Eingang der modernen Kinderreha gehen gerade zwei bunte Clowns ungeduldig auf und ab. Denn um die Schiebetüren zu öffnen, muss ein bestimmter Schalter betätigt werden und offenbar haben die Clowns Igor und Irmi vergessen, wie dieser funktioniert. Ein Mädchen beobachtet die Szene neugierig von der Eingangshalle und kichert immer wieder in sich hinein, wenn die Clowns schon wieder nicht den richtigen Schalter drücken.

Nach wenigen Minuten entscheidet sich das Mädchen den Clowns zu helfen, rollt ihren Rollstuhl zur Türe und öffnet sie geschickt. Die Freude der Clowns ist groß. „Ach liebe Sarah, vielen Dank für deine Hilfe! Diese Tür ist aber auch sehr kompliziert“, beschwert sich Igor kopfschüttelnd und lächelnd zugleich. Sarah strahlt die Clowns freudig an: „Ihr kommt heute schon wieder zu uns, oder? Wir freuen uns schon den ganzen Tag auf euch!“ Die 10-jährige Sarah lebt wegen Covid-Langzeitfolgen seit 10 Wochen gemeinsam mit ihrer Familie als moralische Unterstützung in der Reha. „Natürlich kommen wir bei euch vorbei. Heute ist ja schließlich euer letzter Tag hier! Und wir müssen euch ja noch einmal zur Tischtennis-Revanche herausfordern!“ , sagt Clownin Irmi aufgeregt auf der Stelle hüpfend.

Das Clownpaar zieht zuerst noch wie gewohnt seine Runden durch das Reha-Zentrum. Bei einigen der Räume, in denen Physiotherapien stattfinden, klopfen die Clowns vorsichtig an. „Dürfen wir hereinkommen?“ „Natürlich“, hört man eine freundliche Stimme antworten. In dem Zimmer befinden sich eine Physiotherapeutin, ein Mädchen, das die Clowns mit großen Augen mustert sowie ihre Mutter: „Oh, da seid ihr endlich wieder! Singt ihr heute wieder etwas für uns? Franziska würde das so freuen!“  Das lassen sich die Clowns natürlich nicht zwei Mal sagen. Igor packt seine Ukulele aus und stimmt gemeinsam mit Irmi sofort Franziskas Lieblingslied an. In den ersten Momenten blickt Franziska noch etwas schüchtern zu den Clowns, bis ihr dann bald das erste Lächeln über ihr Gesicht huscht. Nach wenigen Minuten klatscht Franziska im Rhythmus des Liedes mit und versucht sich auch an Igors Ukulele.

Von diesem schönen Feedback gestärkt ziehen die Clowns weiter. Sie setzen sich zu zwei Brüdern, die gerade noch auf ihre nächste Physiotherapie-Einheit warten und einem Mädchen, das auf dem Weg zu einem Schwimmkurs ist.

Bevor die Clowns ihr Versprechen einlösen und Sarah und ihre Familie besuchen, beschließen sie noch einen kleinen Umweg einzuschlagen und gehen Schnurstracks auf ein weiteres Physiotherapie-Zimmer am Ende des Ganges zu. Sie wissen nämlich genau, wer sich dort gerade befindet: der kleine Matthias, der erst vor wenigen Tagen in der Einrichtung angekommen ist. Auch hier klopfen sie wieder sanft an die Türe und warten darauf, hineingebeten zu werden. Im Zimmer angekommen werden die Clowns schon von einem herzhaft lauten Lachen empfangen. Matthias erfreut sich bereits nur am Anblick der Clowns. Als sie beginnen ein Lied anzustimmen, kann sich Matthias vor Lachen kaum halten und quietscht vor Freude. Seine Mutter, die die Szene auf einem Stuhl sitzend ein paar Meter weiter beobachtet, lächelt sanft.

Nach einiger Zeit verabschieden sich die Clowns von dem fröhlichen Matthias: „Wir haben jetzt noch eine wichtige Verabredung! Bis nächste Woche!“ Matthias winkt dem Clownpaar zum Abschied strahlend nach.

Jetzt geht’s für die Clowns zwei Stockwerke weiter hinauf. Zielsicher marschieren sie zum Zimmer 154. Hier empfängt sie die Familie Bauer mit einem herzlichen Lächeln. „Oh so schön, dass ihr noch gekommen seid. Wir wollten uns noch unbedingt von euch verabschieden“, sagt Mama Bauer.

„Wir uns auch von euch! Außerdem steht ja auch noch eine Revanche aus! Wir müssen schließlich herausfinden, wer von uns nun Weltmeister wird“, erklärt Igor, baut fachmännisch das Mini-Tischtennisfeld auf und verteilt Mini-Tischtennisschläger. Sarah und ihre drei Geschwister versammeln sich in Windeseile um den Mini-Tisch und schon beginnt ein etwas anderes Tischtennis-Match: Mal wird die Ukulele als Schläger verwendet oder der Ball, der eigentlich nicht getroffen wurde, landet auf magische Weise doch wieder auf dem Tisch. Nach einigen Runden stehen die Sieger*innen fest. Alle vier Geschwister werden von den Clowns zu Weltmeister*innen gekürt. 

10 Wochen lang hat Familie Bauer im kokon in Bad Erlach gelebt, um die Therapie der kleinen Sarah bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen. Einmal in der Woche haben die Clowns in dieser Zeit an ihrer Tür geklopft und versucht sowohl die Geschwister als auch ihre Mutter etwas vom Spitalsalltag abzulenken. Nun ist Sarah mit ihrer Therapie fertig und sie und ihre Familie können wieder nachhause fahren.

„Lasst uns bitte noch ein Abschiedsfoto machen!“, bittet Mama Bauer die Clowns.

Daraufhin beginnt das Abschiedsprozedere: Mehrmals verlassen die Clowns das Zimmer und kommen ein paar Sekunden später nochmal wieder, weil ihnen doch noch etwas eingefallen ist, was sie der Familie dringend sagen möchten. Schließlich ziehen die Clowns wirklich weiter. 

„Danke. Für alles“, ruft Mama Bauer ihnen nach.

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