ROTE NASEN Clown*innen-Stimmen zum Ausbildungs-programm

27.Februar 2024
  • ROTE NASEN Interviews

Was hat Dich eigentlich zu ROTE NASEN geführt?

Alexander: Ich habe Musik studiert und bin schon jahrelang als freischaffender Musiker tätig. Auf ROTE NASEN wurde ich durch einen Bandkollegen aufmerksam, der schon ROTE NASEN Clown war. Er hat mich dann schließlich auch zu einer Audition eingeladen und so hat die Clownerie für mich begonnen.

Anna: In meiner Ausbildung zur psychosozialen Beraterin habe ich mich viel damit beschäftigt, welche Ressourcen uns in schwierigen Zeiten helfen. Dabei habe ich erkannt, für mich ist es der Humor. Ich habe dann einen Clownerielehrgang gemacht und es hat sich eine neue Welt für mich eröffnet. Eine Welt, in der Scheitern etwas Positives ist. Eine Welt, in der man Scheitern sogar anstrebt, danach habe ich mein Glück bei der ROTE NASEN Audition versucht und hier bin ich!

Worin besteht für einen Gesundheitsclown die Notwendigkeit einer Ausbildung?

Anna: Wir besuchen Menschen, die sich in sehr herausfordernden Situationen befinden. Hier geht es nicht darum, Show zu machen, sondern Begegnung zu schaffen. Es ist ohnehin schon vieles sehr unsicher, darum können wir nicht als laute Bühnenclowns „reinstarten“. Das wäre kein guter Weg um eine Begegnung zu ermöglichen. Wir lernen, wo können wir andocken, wie können wir ein Zimmer betreten, um Zustimmung fragen, ohne die Menschen zu überfordern. Nur wenn man Menschen auf Augenhöhe begegnet, kann man sie wirklich mitnehmen und einen Wandel vollziehen.

Alexander: Wir bewegen uns in einem Feld zwischen Ärzt*in und Mensch, im Bereich zwischen Leben und Tod. Da braucht es viel Fingerspitzengefühl, darauf müssen wir bestmöglich vorbereitet sein. Während unseres Curriculums bekommen wir alle denkbaren Situationen präsentiert und bekommen gleichzeitig Tools in die Hand, auf die wir dann entsprechend zurückgreifen können. Diese Werkzeuge sind auch eine wichtige Basis für die eigene Abgrenzung. 

Und wie gelingt das bzw. erlernt man das?

Anna: Wir erarbeiten da ganz viel in Proben. Alles ist generell sehr praxisorientiert. Wir schlüpfen dabei selbst oft in die Rolle der Patient*innen. Dabei lässt sich recht schnell erspüren, was ist gut, was ist zu viel?

Es geht also sehr viel um Vorbereitung auf konkrete Einsätze?

Anna: Ja, aber auch, dass wir alle eine gemeinsame Idee von Clownerie haben. Dabei geht es beispielsweise um das Wissen von unterschiedlichen Paarstrukturen. Durch die Ausbildung erlangen wir ein gemeinsames Verständnis und gemeinsame, allgemeingültige Standards für unsere Arbeit, wenn man so will.

Alexander: (…) ja, es ist essentiell, dass wir alle dieselbe Sprache sprechen. Das macht unsere Arbeit einfacher, wenn man auf einer „Wellenlänge“ ist.

Habt Ihr ein Highlight, dass Euch aus Eurer „Studien-Zeit“ in Erinnerung geblieben ist?

Alexander: Für mich ist das ein Workshop, indem wir einen Tag aus der Sicht von älteren Menschen verbringen durften. Mit speziellen Brillen ausgestattet, konnten wir selbst erleben, wie es ist, wenn Dinge nicht mehr funktionieren, wie man es gewohnt ist. Durch diese Brillen war unsere Sicht sehr stark eingeschränkt. Beim Essen konnte ich z.B. nicht sehen, was am Teller ist, bzw., wo es überhaupt steht. Ich war ohne Orientierung. Wir haben uns durch diese Brillen auch das Spiel von anderen Clown-Kolleg*innen angesehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Ältere eigentlich wirklich noch sehen können – was macht Sinn, was ist zu viel, zu wenig? Basierend auf diesen Erfahrungen, habe ich gelernt, wie ich mich als Clown bei dieser Zielgruppe bewegen muss, wie ich am besten mit Senior*innen umgehen kann.

Anna: Eine besondere Inspiration waren die Treffen mit den Begründern der ROTE NASEN-Idee: Allen voran Michael Christensen und Giora Seeliger. Es ist ein Geschenk, wenn man noch die Gelegenheit hat, den Begründern des eigenen Berufs Fragen stellen zu können. Was ich aus all den Gesprächen mitnehme: Gesundheitsclownerie hat stets mit Ausprobieren zu tun, mit dem Mut und der Neugier, immer weiter zu forschen, was ROTE NASEN Clowns noch alles bringen können und, was noch alles möglich ist.   

Vielen Dank für das Gespräch!

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