Interview mit Michal Chovanec – Clown bei ROTE NASEN Tschechien
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ROTE NASEN Clowns sind professionelle Künstler*innen aus dem Bereich der darstellenden Kunst (Schauspiel, Kindertheater, Kabarett, Musik, Pantomime, Akrobatik) mit Spielerfahrung. Das spezielle ROTE NASEN-Ausbildungsprogramm zum Gesundheits-Clown dauert zwei Jahre und beinhaltet eine künstlerische und eine theoretische Aus- und Weiterbildung. Im künstlerischen Teil werden Humortechniken, das Wesen des Clowns, Techniken im Clownspiel, das Spiel im Duo sowie Einsatz von Requisiten behandelt. Im Sinne der Qualitätssicherung gibt es nicht nur für neue Clowns, sondern auch für erfahrene ROTE NASEN vielfältige Möglichkeiten zur Weiterbildung. Laufend finden künstlerische Trainings und Workshops sowie theoretische Fortbildungen und Coachings statt.
Michal Chovanec leitete die einwöchigen Workshops in allen Bundesländern und gab sein umfangreiches Wissen über Slapstick auf humorvolle Weise mit vielen praktischen Übungen an die Teams in Österreich weiter.
Michal, du bist Clown bei Zdravotní klaun in Tschechien. Wie lange bist du denn schon bei ROTE NASEN?
Es sind jetzt schon 15 Jahre. Ich wurde beim Casting 2007 oder 2008 ausgewählt. Also ungefähr 15 Jahre.
Wie bist du zu Slapstick gekommen und wie lange beschäftigst du dich schon mit dem Thema?
Ich habe ganz automatisch damit begonnen. Für mich ist Slapstick die natürliche Sprache des Körpers. Und die Verkörperung der Sprache des Clowns. Ich habe es einfach gemacht. Es war am Anfang eher chaotisch, aber ich habe versucht, es sanfter zu gestalten, um meine Kollegen und mich nicht zu verletzen und kein Inventar zu verstören.
Inspiriert wurde ich durch schwarz-weiß Stummfilme der 1930 Jahren aus Amerika.
Ich liebe Clowns seit meiner Kindheit. Während meiner Kindheit gab es im Fernsehen ein Programm, das Stummfilme gezeigt und erklärt hat. Ich habe es wirklich geliebt. Manche Filme habe ich versucht nachzumachen, manche haben mich beeinflusst, manche haben mich inspiriert.
Und dann hat mich ein Freund gefragt, wie ich das mache, da es elegant aussieht. Nicht so hart wie es bei mir aussieht, meinte mein Kollege. Ich habe versucht, es ihm zu erklären und das hat mich dazu gebracht darüber nachzudenken, wie man dieses Wissen über Slapstick weitergeben kann. Und natürlich lernt man selbst beim Unterrichten und es brachte mich wahrscheinlich noch tiefer in dieses Thema.
Wie lange machst du schon Workshops wie jenen hier?
Ich glaube, es hat vor Corona begonnen. Mein Freund hat mich danach gefragt, diese Dinge mit ihm zu teilen. Dann hat mich unser Künstlerischer Leiter gefragt, ob ich es meinem tschechischen Team zeigen kann. Das war zunächst ein Experiment und es hat funktioniert. Die Teilnehmer*innen haben es gemocht. Und während Corona, weil alles geschlossen war, haben mich die slowakischen Clowns gebeten, ein Video mit Tipps oder ein Tutorial zu erstellen. Sie wollten Inspiration für das Training, weil wir nicht in die Spitäler konnten und sie versuchten in der Zwischenzeit etwas Neues zu lernen. Das waren die ersten beiden Schritte und dann wurde es immer mehr.
Was war das Ziel, der Grund für diesen Workshop hier?
Das ist nicht nur der Workshop hier in Graz. Es gibt den Workshop für jedes Team in Österreich. Martin Kotal, künstlerischer Leiter bei ROTE NASEN, hat mich gefragt. Ich bin stolz, dass ich das machen darf. Der Hauptgrund ist das Teilen meiner Idee, über nonverbale Komik – Slapstick. Meine Kolleg*innen nutzen auch Slapstick bei ihren Clownbesuchen, aber das ist dann eher raff. Viele sagen, dass sie es gerne in ihre Arbeit einbinden würden, aber sich fürchten, dass andere Kolleg*innen verletzt werden könnten. Oder andere nicht darüber lachen. Deshalb habe ich darüber nachgedacht, warum das so ist. Und wie man es ändern kann.
Dabei geht es nicht nur um Slapstick – das ist das generelle Wort – sondern um nonverbale Komik als Prinzip der Clownerie. Um das Erzählen einer Geschichte in einem Raum. Ich bin Spitalsclown und habe Erfahrung. Das möchte ich mit anderen teilen. Slapstick funktioniert und bringt viele Möglichkeiten für unsere Kreativität. Es ist ein Schlüssel – ein Türöffner für das Spiel.
Für mich persönlich ist Clownerie das gemeinsame Spiel mit meinen Kolleg*innen. Das ist, was ich wirklich mag und wenn es funktioniert, dann bin ich zufrieden, dass unsere Arbeit Anklang findet. Slapstick ist für mich ein Weg, um die Verbindung zum Publikum zu finden.
Clownin Elvira zeigt ihr erlerntes Slapstick-Können beim Workshop in Graz
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VIDEO AKTIVIERENLetzte Frage: Was magst du am liebsten an ROTE NASEN bzw. an der Gesundheitsclownerie?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Die Antwort kann 2 Stunden dauern. Aber ich versuche mich kurz zu halten: Freiheit und Spielfreude. Für mich ist der Clown keine Rolle wie am Theater. Kein anderer Charakter. Er ist mehr wie ich auch bin, aber mit der roten Nase haben wir die Erlaubnis, die Freiheit verrückt zu sein und natürlicher, weil es keine Masken gibt. Keine Regeln, die von der Gesellschaft aufgestellt werden. Der Clown hat die Erlaubnis diese Regeln zu brechen. Der Clown stellt für mich die Möglichkeit dar, lustig und blöd zu sein, aber nicht zu verletzen.
Das ist einer von 1000 Dingen, was Clown sein für mich bedeutet.
Wer ist Michal Chovanec?
Michal ist Musiker und weiß, wie man auf das Schlagzeug haut. Im Jahr 2007 wurde er Clown und erfüllte sich damit einen alten Kindheitstraum. Neben seiner Tätigkeit als Gesundheitsclown tritt er in verschiedenen Theatertruppen auf, versucht, seine beiden Söhne und seine Tochter fürs Leben zu erziehen und unterhält seine Frau :-).