"Ich möchte, dass etwas vom Clown im Krankenzimmer bleibt."
- ROTE NASEN Interviews
Martin Beck gibt in einem Interview einen Einblick in seinen Alltag bei ROTE NASEN als Clown Igor.
Welcher Einsatz mir in letzter Zeit besonders in Erinnerung geblieben ist?
Wir treffen Jakob (*Name von der Redaktion geändert), ein Kind mit Downsyndrom, das wegen seinen zahlreichen Hüftoperationen (wieder) gehen lernen soll. Jakob hat einen Rollator und steht mit seiner Therapeutin am Beginn einer ausgemessenen „Teststrecke“ im Kokon Bad Erlach. Als er uns sieht, lächelt er und winkt uns zu. Wir versuchen ihn zu ermuntern ein paar Meter zu gehen, er grinst und beginnt in einem sportlichen Anfall mit dem Rollator zu gehen, aber nicht nur ein paar Meter, sondern gleich, die limitierenden Meterangaben missachtend, den ganzen Gang entlang. Neben Jakob strahlt auch die Therapeutin. Super! Vielleicht geht es auch zurück? Aber da haben wir die Rechnung ohne Jakob gemacht. Gleich knöpft er sich den nächsten Gang vor, der zum Eingangsbereich führt, wo seine Mutter wartet. Der Anblick vom heranstürmenden Jakob, flankiert von 2 Clowns (die strahlende Therapeutin haben wir schon fast abgehängt), reißt auch Mamas Mundwinkel Richtung Ohren, sofort packt sie ihr Handy und hält die Szene für die Nachwelt fest. Erst jetzt geht es zurück an den Start, und zwar den ganzen Weg. Als Jakob die Runde erneut in Angriff nehmen möchte, muss er von seiner Therapeutin gebremst werden!
Eine Woche später hoffen wir auf ein ähnlich sensationelles Ergebnis und werden aber wieder überrascht: wer braucht schon einen Rollator? Wir beobachten Jakob bei seinen ersten Schritten an der Hand des Therapeuten, gleich machen wir die passende Musik dazu und Jakob beginnt zu tanzen!!
Wieder eine Woche später werden wir von einer Therapeutin (wir hatten Jakob nicht angetroffen) ins Schwimmbad geholt. Und wer ist da - Jakob! Wir trauen unseren Augen nicht. Er klettert selbstständig aus dem Wasser, stellt sich - zwar wackelig, aber doch - an den Beckenrand und springt ins Nass, wo er von seiner Mutter über Wasser gehalten wird. Er sieht uns und strampelt die ganze Beckenbreite zu uns hinüber. An den aufgerissenen Augen der Mutter sehen wir: Jakob hat ganz vergessen, dass er eigentlich nicht schwimmen kann.
Bei meiner Arbeit ist mir wichtig...
Ich möchte, dass mein Besuch für ein Kind im Krankenhaus - an diesem Tag - einen Unterschied macht. Ich möchte, dass ein Kind nach meinem Besuch das Krankenhaus heller, freundlicher und zuversichtlicher sieht. Ich möchte, dass etwas vom Clown im Krankenhauszimmer zurückbleibt.
Mein bisher schönstes Erlebnis war...
Ich habe natürlich schon sehr viele schöne Erlebnisse machen dürfen. Aber ganz weit vorne ist folgende Geschichte: Ich habe einen jungen, sehr nervösen jungen Patienten namens Bruno zur MRT-Untersuchung zu begleitet. Dafür hatte ich ihm einen Zauber-Glück-Glitzer-Klunker-Stein geschenkt, damit er bei der Untersuchung keine Angst haben musste. Als wir nach der Untersuchung wieder ihn seinem Zimmer angekommen waren, überraschte mich der kleine Patient. Er gab mir den Zauber-Glück-Glitzer-Klunker-Stein zurück und sagte: „Damit du immer an mich denkst“. Seitdem klinkert meine Ukulele, wenn man sie schüttelt, denn dort hebe ich den Zauber-Glück-Glitzer-Klunker-Stein von Bruno auf.