Profilbild Clown Egon

"Ich liebe an der Arbeit, dass es um Begegnungen geht."

10.März 2022
  • ROTE NASEN Interviews

Vitus Denifl alias Clown Egon ist seit Oktober 2021 eine ROTE NASE. Er ist einer von insgesamt vier neuen Clowns im Team Salzburg, die jüngst ihre Clownausbildung begonnen haben. Im Interview erzählt er über seine ersten Einsätze und Erfahrungen als ROTE NASEN Clown.

Wie bist du zu ROTE NASEN gekommen?

Es war mir immer wichtig, mit Menschen zu arbeiten. Ich habe bisher schon viel im Sozialbereich gearbeitet und habe letzten Sommer eine Ausbildung in Musik- und Bewegungspädagogik abgeschlossen. Ich freue mich sehr, dass ich diese Erfahrungen jetzt bei meiner Arbeit bei ROTE NASEN einfließen lassen kann.  

Wie läuft die Ausbildung ab?

Die Ausbildung dauert insgesamt zwei Jahre. Wir haben laufend Workshops, um unsere eigene Personage, also unseren inneren Clown zu finden und Spieltechniken zu entwickeln. Wir lernen, wie wir den Fokus durch die rote Nase, der kleinsten Maske der Welt, auf das was uns bewegt lenken. Wir lernen, dass das Spiel wichtiger ist als ein Witz. Denn in unserer Arbeit geht es vorrangig um das Spiel und die Interaktion mit den Patient*innen.

Außerdem haben wir in unserer Ausbildung auch einen theoretischen Part, wie zum Beispiel eine Schulung, in der wir lernen, wie wir mit kranken Menschen umgehen und was das mit den Menschen selber macht und bedeutet, krank zu sein. Wir haben Vorträge zu Hygienekonzepten fürs Krankenhaus, zum Thema Safeguarding sowie ein Medientraining, damit wir auch auf Interviews gut vorbereitet sind.*

*Für mehr Informationen: Das ROTE NASEN Ausbildungsprogramm | ROTE NASEN Clowndoctors

Wie waren die ersten Einsätze für dich?

Anfangs gehen wir mit unseren erfahrenden Clownkolleg*innen als Beobachter*innen mit, also in zivil. Dabei lernt man schon wahnsinnig viel. Danach haben wir Berichte geschrieben, was uns gefallen hat und wie wir das vielleicht selber machen möchten in Zukunft. Wir analysieren den Clownbesuch ziemlich genau: Wie ist der Raum genutzt worden? Wie verwenden die Clowns ihre Stimme? Haben sie eine kleine Tasche oder eine Handpuppe dabei, die die Kontaktaufnahme zu den Kindern oder Patient*innen erleichtert?

Meinen ersten Einsatz im Spital habe ich gemeinsam mit einer erfahrenen Clownin gemacht. Davor haben wir uns abgesprochen und ein paar Szenen geprobt. Der Einsatz hat viel Spaß gemacht und wir hatten viele schöne Begegnungen. Oft sind es die ganz einfachen Dinge, die gut funktionieren. Zum Beispiel: ein Clown betritt das Zimmer, kündigt den anderen groß an, dieser kommt aber dann immer zu früh. Außerdem haben wir viel Musikalisches eingebaut, das kommt immer gut an. Ich habe einige meiner Luftinstrumente ausgepackt.

Wie ist Egon?

Meine Clownfigur, also Egon ist totaler Musikfan. Ihm gefällt es, wenn es groovt. Er liebt es im Spital zu singen, macht gerne Body Percussion, nutzt gerne seine Hosenträger als Instrument und spielt diverse Luftinstrumente. Er hat quasi immer seine ganze Band dabei. Er braucht manchmal vielleicht ein bisschen länger, bis er gewisse Dinge versteht, aber das ist ihm egal. Er ist eine sehr fröhliche Person auf jeden Fall. Und er mag Quallen und Affen.

Unsere Clownpersonage zu entwickeln, kann Jahre dauern und ich bin gerade noch ganz am Anfang. Ich bin aber sehr froh, dass ich Egon kennenlernen darf. Er ist ein guter Kerl.

Wie gehst du mit den Herausforderungen, die der Job mit sich bringt, um?

Ich gehe als Clown Egon ins Spital und nicht als Privatperson. Meine Aufgabe ist es, Leichtigkeit zu verbreiten und mit den Menschen einen netten Kontakt aufzubauen. Natürlich sind wir regelmäßig mit Krankheiten und schwierigen Lebenssituationen konfrontiert, aber es hilft mir sehr, mich vorher mental darauf vorzubereiten und nach den Einsätzen mit meinen Clownkolleg*innen auszutauschen.

Wie ist es aktuell als Gesundheitsclown in einer weltweiten Pandemie tätig zu sein?

Ich finde, gerade jetzt ist es wichtig Humor zu verbreiten! Es gibt so viele Dinge, die aktuell anstrengend oder verunsichernd sein können. Für Menschen in Spitälern oder in Senior*innenwohnheimen waren die letzten Jahre besonders schwer. Deswegen ist es gerade jetzt so wichtig, dass wir die Patient*innen regelmäßig besuchen und ihnen vielleicht den ein oder anderen fröhlichen Moment bescheren.

Was war dein bisher schönstes Erlebnis?

Ich hatte schon so viele schöne Erlebnisse! Zum Beispiel letzten Montag haben wir im Senior*innenheim in Altenmarkt deutlich gemerkt, wie sehr sich die Menschen freuen, dass wir da sind. Viele kenne ich bereits, mit einigen haben wir schon Insider.

Auch Kinder, die viele Wochen auf Onkologie oder Reha-Stationen verbringen müssen, kennen wir schon gut. Oft sind die Eltern anfangs sehr überrascht, wie schnell ihre Kinder den Kontakt zu uns zulassen und uns in ihr Herz schließen. Es ist so toll zu merken, dass wir mit unseren Besuchen etwas Leichtigkeit hinterlassen und es den Kindern, sowie den Eltern nach unseren Besuchen ein wenig besser geht. Manchmal sagen uns das die Menschen sogar direkt, manchmal ist es im Raum deutlich spürbar.

Ich liebe an der Arbeit, dass es um Begegnungen geht. Dabei habe ich eines gelernt: Wenn man Leichtigkeit und Freude selber verspürt, strahlt man diese garantiert aus und kann auch andere damit anstecken. Es ist so schön, dass ich mit diesem Prinzip in meiner Arbeit täglich konfrontiert werde.

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