Geschichten vom Clown-Fux Klaus #49
Aloisia nimmt ab
„Endlich hat der Frühling begonnen und bald ist dann auch schon wieder Sommer, und wir können im Waldsee schwimmen gehen“, jubelte unser Hauskater, als er unlängst auf seinen Katzenkalender blickte. Tatsächlich! Seit 21. März ist nun also Frühling. „Irgendwie noch ziemlich kalt und ungemütlich, findest du nicht?“, fragte ich, der Clown-Fux Klaus, unsere kluge Fellnase, die aber nicht zuhörte, sondern schon eifrig ihre Sommersonnenhemden hervorkramte. „Was meinst du, soll ich das mit den Palmen oder das mit den Eisbechern drauf anziehen?“, wollte er von Aloisia und mir wissen. Bevor wir antworten konnten, hatte unser Hauskater auch schon das Exemplar mit den Palmen angezogen, das ihm hervorragend stand. Er sah wie ein junger, rescher Hauskater aus, hatte über den Winter kein Gramm zugenommen.
„Jetzt du, Klaus. Jetzt ziehst du dein Lieblingssommerhemd an“, ordnete unser Hauskater an und mir blieb nichts anderes übrig, als dieses unter meinen Winterpullovern hervorzuholen. Weiß mit bunten Sonnenschirmchen drauf, sehr fesch, wenn ihr meine Wichtigkeit fragt! Doch irgendwie musste die Kälte im Winter etwas mit dem Sonnenschirmchen-Hemd angestellt haben, es war plötzlich viel kleiner als vorher. Zumindest kam es mir, dem Clown-Fux, so vor. Die Knöpfe gingen gar nicht mehr richtig zu, vor allem die rund um den Clown-Fux-Bauch. Diese blieben sogar ganz offen.
„Oh, oh, das war wohl zu viel Schokoladekuchen in den letzten Monaten. Du musst sofort abnehmen“, befahl unser Hauskater streng. „Okay, abnehmen, sofort“, antwortete ich zerknirscht und blickte Aloisia dabei traurig an. Aloisia, die mal wieder Zeitung las und natürlich nicht richtig zugehört hatte, verstand nur, dass „etwas abzunehmen sei.“ „Was abnehmen? Wie viel abnehmen?“, fragte Aloisia unschuldig und unser Hauskater antwortete ganz forsch: „So viel, so schnell wie möglich abnehmen!“
Aloisia sah mich, den armen bedauernswerten Clown-Fux im offenen Sonnenschirmchen-Hemd sorgfältig an, stand auf, legte die Landwirtschaftszeitung beiseite und begann mit dem Abnehmen. Zuerst hängte sie im ganzen Haus die Bilder ab, auch das von Tante Ernestine, die Aloisia viel Geld in einer Milchkanne, die Aloisia gut versteckt hatte, vermacht hatte. „Tut mir leid, Tante Ernestine, wir müssen alles abnehmen“, entschuldigte sich Aloisia, während sie das Tantenbild auf den Dachboden trug.
Als nächstes kamen alle Spiegel, der ausgestopfte Uhu sowie Ziergegenstände und Kalender dran, die in unserem Haus hingen. Der älteste Kalender, den Aloisia dabei fand, war noch aus Großvaters Zeiten und trug den Schriftzug „Jahr 1941“ ganz oben. Um den Großvater Kalender herum hatte sich regelrecht ein Rahmen aus Staub und Ruß gebildet, dass nun sozusagen ein leeres Bild an der Wand hin. „Großvater, wir müssen abnehmen, koste es, was es wolle“, entschuldigte sich Aloisia bei diesem Verwandten.
Sämtliche Gardinen zog Aloisia so schnell aus den Halterungen, dass plötzlich ein Frühlingswind im Haus wehte. Überall kam nun Licht herein und unser Haus wirkte gleich viel größer und freundlicher. Die Gardinen wurden auch gleich gewaschen, gebügelt und sorgfältig in einem Schrank verstaut. „Schön, sehr schön! Abnehmen macht richtig Spaß“, freute sich Aloisia, während sie nun ihren Werkzeugkasten holte.
Nun kam der aufwändigste Teil des Abnehmens, alle Schränke und Kästchen, die an den Wänden hingen, mussten natürlich auch abgenommen werden. Sage und schreibe vier Tage und Nächte brauchte Aloisia, um alles fein säuberlich zu zerlegen, die Inhalte anderweitig zu verstauen, Bretter, Nägel, Schrauben usw. zu sortieren, zu zerschneiden oder zu verräumen.
„So, alles fertig, alles abgenommen, Klaus“, beglückwünschte sich Aloisia selbst, während mir, dem Clown-Fux die Sprache wegblieb. Unser Haus sah nun aus, als würde niemand mehr hier wohnen, als wären wir im Begriff auszuziehen. Alles war abmontiert, ordnungsgemäß verstaut oder verräumt und nur Aloisias Landwirtschaftszeitung erinnerte an die gemütliche Zeit vor dem Abnehmen. „Ziehen wir aus?“, wunderte sich unser Hauskater als er das Resultat des Abnehmens sah und Aloisias Augen begannen ganz seltsam zu schimmern.
Es grüßt herzlich,
euer Clown-Fux Klaus
Frage: Was ist denn mit dem Sonnenschirmchen-Hemd des Clown-Fux über den Winter passiert?