"Erlebnisse, die mich berührten"

20.Oktober 2022
  • ROTE NASEN Interviews

Natascha Shalaby alias Olga Oberwichtig blickt zurück auf 26 Jahre als ROTE NASEN Clownin und erzählt von einigen Momenten, die sie bewegt haben:

Vieles erlebte ich in den Jahren. Und vieles davon wird mir immer in Erinnerungen bleiben. Lustiges, aber auch sehr berührendes. Jede/r „Rote Nasen Clown:in“ wird von solchen Erlebnissen erzählen können. Momente des Lachens, der Freude. Wir sind Clowns! Aber es sind auch Erlebnisse, die berühren und im Gedächtnis bleiben, auch wenn der Einsatz vorbei ist. Die Erinnerung an diese Erlebnisse sind bei mir so präsent, als wären sie erst gestern passiert.

In Baumgarten gingen wir immer zu zwei Bewohnerinnen, die schon sehr lange Freundinnen waren. Neben vielen Liedern, die wir sangen, war ein Lied darunter, das wir nie vergessen durften: „Tulpen aus Amsterdam“. Ein Lied, das eine der Damen immer wieder hören wollte. Eines Tages hat eine der beiden bereits auf uns gewartet. Ihre Freundin liegt im Sterben. Ob wir ihr nicht nochmals ihr Lieblingslied spielen könnten? Wir gingen mit ihr ins Zimmer und spielten. Eine Schwester kam hinzu. Auch wenn sie am Ende ihres Lebens nicht mehr sprechen konnte: Wir wussten, dass sie uns hört. Es bewegte uns sehr, ihr, die wir sie so oft besucht hatten, zum Abschied noch etwas geben zu können, dass sie liebte. Und sei es nur dieses eine Lied. Die Schwester, die oft das Sterben erlebte, weinte. Auch wir weinten.
 

Jeden Donnerstag wartet in Baumgarten eine Dame in ihrem Rollstuhl bereits beim Aufzug auf uns. Ihr halbes Leben schon verbrachte sie nach einem Unfall im Rollstuhl. Und die Donnerstage waren die Tage für sie, auf die sie die ganze Woche wartete. Dann kommt „Olga Oberwichtig“ mit „Rudi Rucola“ auf die Station! Ihr Zimmer war voll von Fotos von uns! Eines Tages ging wieder die Türe des Aufzugs auf und die Dame war nicht da. Sie war in der Nacht unerwartet verstorben. Für Massimo und mich war es ein Schock. Auch wenn wir bei den Einsätzen oft erleben, dass Menschen nicht mehr da sind. Zu allen, die man besucht, entwickelt man eine Beziehung. Aber zu manchen dieser Menschen entwickelt sich über die Jahre eine besondere Beziehung. Und es macht betroffen, wenn sie von uns gehen.

Im SMZ-Ost lag nach einem Autounfall ein schwer verletztes Mädchen in einem der Zimmer. Sie war erst kurz zuvor von der Intensivstation verlegt worden. Noch mit jeder Menge an Schläuchen zur Versorgung. Die Eltern waren da und Massimo und ich blödelten, bezogen dabei auch die Eltern mit ein. Kurz gesagt: Im Zimmer war es, trotz aller Umstände, recht lustig. Nach dem Einsatz kam der Vater zu uns. Er ist so dankbar, dass es die ROTE NASEN Clowns gibt, sagte er uns mit Tränen in den Augen, weil sein Mädchen nach unserem Einsatz meinte „Die beiden waren sooo lustig und jetzt tut es mir gar nimmer so weh...“.

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