Die Welt braucht mehr Glitzer und schöne Gedanken

17.Mai 2022
  • Clowns im Einsatz

„Anna …“, sagt Clownin Wilma bei ihrem Besuch zu dem Mädchen auf ihrem Zimmer in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall in Tirol.  „… wir machen jetzt die Augen zu und denken gemeinsam an etwas Schönes.“ Gesagt, getan.

Fröhlich quiekt Clownin Tini, die ebenfalls mitgekommen ist: „Ich denke an Schokokuchen und Schnitzel und ganz viel rosa Glitzer.“ Den will sie schließlich auch aus ihrer kleinen lila schimmernden Schachtel zaubern, die sie wie einen Schatz in der Hand hält.

Ob alle bereit sind, möchte Wilma gerade fragen, da klopft es leise an der Tür. Die drei schauen sich verdutzt an. Wilma dreht sich um und vor Freude im Kreis. Alex, Annas bester Freund auf der Station, kommt herein. „Gibt es denn so was? Anna, du hast gerade an etwas Schönes gedacht und schon kommt Alex.“ Die Jugendliche wird rot und muss loslachen. „Ein Wunder, ein Wunder“, ist Wilma kurz davor hysterisch zu werden. Vor Freude greifen die beiden Clowninnen zu Gitarre und Klangtrommel. Tulpen aus Amsterdam wollen sie jedem schenken und bringen und schicken, wie es im Liedtext heißt.

Bis Tini wieder einfällt, warum sie eigentlich zu Besuch sind! Sie will mehr Glitzer in die Welt bringen! Gedacht, gesagt. Doch davor müssen alle wieder an etwas Schönes denken. Kein Schnitzel dieses Mal, warnt Wilma. Alle schließen die Augen, bis auf Tini, die viel zu neugierig ist. Ein Lächeln huscht einem jeden über die Lippen. Die Wintersonne scheint durchs Fenster und lässt den letzten Schnee draußen aufleuchten.

Wilma räuspert sich einen Augenblick später und macht einen unbeholfenen Knicks. Sie hebt ihre Arme, um zum Reden anzusetzen. Doch ein Klopfen stoppt sie. Wieder an der Tür. Wilma kann es kaum glauben. Jetzt steht Anna auf und geht zur Tür. „Nein also wirklich,“ verschlägt es Wilma die Sprache. „Hallo Veronika! Anna, deine beste Freundin…“ Die drei Jugendlichen sehen sich an und dann die Clownfrauen. Die können ihr Glück gar nicht fassen, schauen die drei an und hüpfen vor Freude. Keiner will sich mehr beruhigen.

Tini aber möchte unbedingt für mehr Glitzer sorgen. Gesagt, gezaubert.

Nach einem kurzen Beschwörungslied von Wilma, öffnet Tini ihre lila Schachtel. „Da sind ja Batterien drin’“, wundert sich Veronika über die drei aufgereihten Dinger. Ratlose Blicke werden ausgetauscht.

„Vielleicht muss man sie umdrehen“, fällt Anna ein. Gedacht, getan.

Sie nimmt das silbrige Plättchen und auf der anderen Seite kommt ein rosa Glitzerstein zum Vorschein. Mit einem Lächeln zeigt sie ihn ihren Freunden und gibt ihnen die anderen zwei. Die Jugendlichen sehen abwechselnd sich und die schimmernden Steine in ihren Händen an. Ihre Mundwinkel wollen sich nicht mehr einkriegen. „Ach, die Glitzerschweine“, verhaspelt sich Wilma noch beim Hinausgehen. „Aber Wilma“, sagt Tini und denkt: Stein, äh Schwein gehabt.

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